Sie waren für ein gemeinsames Leben bestimmt.
Doch das Schicksal trennte sie.
Bay, du fehlst mir so sehr, flüsterte sie in die Muschel. Aus dem Inneren tönte ein rauschender Gesang und erinnerte an eine Zeit, als Wasser und Land noch zusammengehörten. Wo auch immer an der Landoberfläche ihre Schwester nun war, sie musste sie finden – auch wenn es niemandem erlaubt war, die Stadt unter der Glaskugel zu verlassen.
In einer Welt, die in Wasser- und Landbevölkerung aufgeteilt ist, werden die Zwillingsschwestern Rio und Bay durch einen Schicksalsschlag getrennt. Bay tritt ihre Reise zur Oberfläche an. Rio bleibt in Atlantia zurück. Um ihre Schwester wiederzusehen, muss sie herausfinden, warum Wasser und Land getrennt wurden und welche wunderbare und zugleich zerstörerische Gabe die Frauen der Familie verbindet.
Die Gestaltung von „Atlantia“ finde ich sehr gelungen. Der blaue Hintergrund und die Wasserelemente harmonieren schön mit der kupfernen Farbe (das vielleicht das Erz darstellen soll, das Atlantia am Leben erhält) des Titels und weiteren kleinen Akzenten. Wenn man den glatten Schutzumschlag abnimmt, kommt ein orangefarbenes Buch zum Vorschein. Ich weiß nicht wieso, aber diese grelle Farbe irritiert mich. :D
Wäre es nicht besser gewesen, wenn man Erdtöne verwendet hätte, die das Oben symbolisieren sollten? Immerhin sind das Oben und Unten eines der wichtigsten Merkmale und der größte Unterschied im Buch. Es wäre schön gewesen, wenn man diese Aufteilung auch irgendwie in die Gestaltung erkannt hätte. Aber okay, mit dem Orange kann ich auch leben. :D
An „Atlantia“ ging ich mit gemischten Gefühlen heran. Zum einen habe ich mich sehr auf die spannende und interessant klingende Thematik gefreut, zum anderen hatte ich aber auch Angst, enttäuscht zu werden. Das kommt daher, da ich mich mit Ally Condies vorherigem Werk (Cassia & Ky-Reihe) zu ungefähr 0% anfreunden konnte. Es ist zwar schön länger her, dass ich den ersten Band gelesen habe, aber ich kann mich noch daran erinnern, dass ich den Schreibstil so langweilig fand. Berechtigte Sorge, nicht wahr?
Und leider konnte mich auch „Atlantia“ nicht vollständig überzeugen.
Wenn ich jetzt über dieses Buch nachdenke, dann scheint mir „Joa, passt schon“ ein guter Ausdruck.
Aber fangen wir erst bei der positiven Sache an: Die Grundidee für dieses Buch sind wirklich faszinierend. Eine Stadt unter Wasser, deren Bürger von den Leuten im Oben versorgt werden, obwohl das Leben an Land von Krankheit und harter Arbeit geprägt ist. Dass es da früher oder später zu Problemen kommt, ist wohl klar.
Die Umsetzung jedoch finde ich nicht sehr gelungen. Da wäre zum Beispiel die Hauptprotagonistin Rio. Sie hält sich generell von Leuten fern und versteckt sich ihr ganzes bisheriges Leben, um nicht aufzufallen. Leider bekommt auch der Leser keinen großen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt.
Es ist nämlich so: Rio hat ein Geheimnis, das sie bewahren muss. Und deswegen hat sie keine Freunde und muss versuchen, so gleichgültig und monoton wie möglich rüberzukommen. Aber sie ist dennoch ein menschliches Wesen und muss doch irgendwelche Gefühle haben, außer die ihrer Schwester gegenüber und dem Drang, nach Oben zu gehen. Ich kann es mir nur sehr schwer vorstellen, dass sie nicht ein einziges Mal Sehnsucht nach einer Freundin hatte, die nicht ein Mitglied ihrer Familie ist. Aber auch gegenüber True, einem Jungen, lässt sie sich kaum in die Karten schauen. Die nicht vorhandene Nähe zur Protagonistin und die fehlende Gefühlswelt haben den Lesefluss also ziemlich gestört.
An Rios Charakter wurde die Oberfläche nur ein bisschen angekratzt und es ist schade, dass das Potenzial nicht genutzt wurde.
„Atlantia“ ist keine unerträglich spannende Geschichte. Mehr als die Hälfte des Buches habe ich schon gelesen, als endlich etwas Schwung in die Sache kam. Das war auch der Grund, wieso ich auch die Handlung an sich schlecht ausgebaut finde. Anstatt sich mehr auf die wichtigen Sachen zu konzentrieren und vor allem den letzten Teil des Buches ausführlicher zu beschreiben, vergeudet die Autorin wertvollen Platz (immerhin mehr als 200 Seiten), indem sie zum Beispiel immer wieder betont, dass Rio ihrer Tante nicht vertrauen kann. Dennoch verbringt sie fast die erste Hälfte des Buches mit ihr – und sagt dann wieder, dass sie nichts mit ihr zu tun haben will. Dieses ständige Hin und Her hat mich irgendwann richtig genervt.
Vor allem das Ende hat mich enttäuscht. Auf ungefähr 20 Seiten hat Ally Condie die Geschichte aufgelöst. Sie hat so viel Potenzial verschenkt, indem sie kurz einen Epilog schrieb, ohne zum Beispiel auf die nähere Entwicklung der Regierungen Oben und Unten, nachdem Rio und Bay sich eingemischt haben, einzugehen. Auch erfährt man sehr wenig über Rios und Bays weiteres Leben, was ich eigentlich von einem Epilog schon erwarte. Und der Showdown, wenn man den so nennen mag, fand ich sehr unrealistisch. Sogar meine Debattenargumentation in der Deutschschulaufgabe der 9. Klasse war aufschlussreicher und überzeugender als Rios verweifelter Versuch, eine Masse von Leuten umzustimmen, die ihr Leben lang unterdrückt wurden.
Wenigstens erhält man als Leser einen detaillierteren Einblick in die Religion dieser Welt. Dies waren für mich mitunter die spannendsten Momente.
Mein Fazit: Ich habe mehr erwartet. Erst wird kriechend langsam die Spannung aufgebaut, die dann unrealistisch und viel zu kurz wieder aufgelöst wird und die Protagonistin hat fast keine Gefühlsregungen, aber hey - vielleicht liegt es an der deutschen Übersetzung.
Ich kann nicht mehr als nur ein ausreichend vergeben, da ich schon enttäuscht bin. Aber ich hätte es mir denken können, da ich mit Ally Condies Schreibstil einfach nicht zurechtkomme. ^^
Eine schöne und sehr ausführliche Rezension. Das Buch steht bereits auf meiner Wunschliste und ich hoffe es bald lesen zu können..
AntwortenLöschenLiebste Grüße aus Hamburg
Jenny von http://jemasija8.blogspot.de/
Du hast nun eine Leserin mehr! Ich würde mich freuen, wenn du mal bei mir vorbei schauen würdest :)
Hey (:
AntwortenLöschenEs ist schön, dass deine Rezension so ausführlich ist.
Ich hatte auch schon überlegt, Atlantia zu lesen, aber genau wegen dem Schreibstil der Autorin, bei dem mir irgengdwie etwas fehlt, gezögert...
Jetzt bin ich mir sicher, dass es Zeit hat, bis ich es vielleicht mal lese :D
(und schon habe ich bei dir vorbei geschaut :p )
xo Jodi
Hallo ;)
AntwortenLöschenIch bin auch schon länger am Überlegen, ob ich Atlantia lesen soll, denn ich habe auch ihre Kassia und Ky - Reihe begonnen und wobei mir der erste Teil wirklich gut gefallen hat, war ich vom zweiten dann doch ziemlich enttäuscht. Falls ich es doch noch lese, dann leihe ich es mir wohl lieber aus der Bücherei aus, bevor ich es mir kaufe ;)
Liebe Grüße, Clary